Ich ritt hinaus am Sommertag mit Lust auf reiche Beute,
und lauerte auf eine Kutsche voller feiner Leute.
Mein Degen glänzte silbrig hell, ich konnte mich drin sehen.
Und wartend saß ich dort am Fluß, da wo die Bäume stehen.
Ich hörte ihre Schritte nicht, da stand sie auch schon vor mir,
und ihre Stimme, warm und lieblich, klang so süß ins Ohr mir:
»Herr, wenn Ihr mir helfen wollt? Das Wasser wird bald steigen.
Könnt Ihr mir den sichren Weg zum andern Ufer zeigen?«
Hört mir zu, ihr Leute, hat man je erschaut
einen armen Straßenräuber, nackt bis auf die Haut?
Sofort trug ich sie durch die Flut (ein Ritter, ein galanter).
Ihr Vater war ein Kaufmann, und dazu noch ein bekannter.
Doch fiel auch ich nicht auf den Mund (ich bin ein ziemlich Schlauer)
Und sagte ihr, mein Vater sei ein wirklich reicher Bauer.
»Deine seidenweichen Hände rührten nie nen Pflug an,
und zum Kühemelken ist ein Degen nicht sehr klug, Mann.«
In ihren Augen lag der Schalk, sie glänzten vor Verlangen,
da fiel ich ihr um ihren Hals und schon war ich gefangen.
Hört mir zu, ihr Leute, hat man je erschaut
einen armen Straßenräuber, nackt bis auf die Haut?
Ich grüner Blick hielt mich gebannt, so wie ein Fuchs die Schafe,
in ihren weichen, warmen Armen lag ich bald im Schlafe.
Als ich erwachte, war sie fort, mein Degen auch, und leider,
so sehr ich sie noch suchen mochte, alle meine Kleider.
Verzweifelt sucht ich den Weg zu meinem kleinen Häuschen,
huschte heimlich durchs Gebüsch wie ein verschrecktes Mäuschen.
Die Kutsche kam, ich wollte mich dem Schicksal schon ergeben,
doch da rief eine Frauenstimme: »Geld her oder Leben!«
Hört mir zu, ihr Leute, hat man je erschaut
einen armen Straßenräuber, nackt bis auf die Haut?
»Gebt mir euer Geld, sofort, sonst muß ich euch durchbohren!
Gehenkt wird ich in jedem Fall, da habt ihr schon verloren!«
In meinem Mantel stand sie da, schwenkte meinen Degen,
raubte meine Kutsche aus und war nicht mal verlegen.
Sie nahm das Geld, doch ließ zum Glück die Leute lebend fliehen.
Ich wollte fort, nach Hause, um mir Kleider anzuziehen.
Sie drehte sich zu meinem Busch, als hätt sie mich gesehen,
und fragte: »Liebling, war ich gut?« Da wars um mich geschehen.
Hört mir zu, ihr Leute, hat man je erschaut
einen armen Straßenräuber, nackt bis auf die Haut?
Zwar gab sie mir vom Gold nichts ab, doch dafür meine Hose,
ich pflückte ihr vom nächsten Busch rasch eine wilde Rose,
und anders als in jenen Tagen, als wir uns nicht kannten,
so ziehn wir nun gemeinsam los und lauern auf Passanten.
Hört mir zu, ihr Leute, wenn man sich nur traut,
findet man beim Straßenrauben plötzlich seine Braut.
Ich habe den Schluß dieses Liedes geändert, damit er besser zu einer Geschichte paßte. Die letzten beiden Strophen sind nicht authentisch.
Im Original schleicht er sich mit hochrotem Kopf zur Kutsche und überlässt das Straßenrauben in Zukunft seiner Meisterin
Deutsche Fassung © 1996 by Thesilée
Nachdichtung des Lieds »The Naked Highwayman«, © by Steve Tilston
I have altered the end of this song to make it fit a story of mine. The last two verses are not authentic.
The original has him crawling to the coach, begging for help, and he leaves being a highwaman to the woman who bested him.
German lyrics © 1996 by Thesilée
translation of the song »The Naked Highwayman«, © by Steve Tilston